ZWEI SAMMLER, EINE CHRONIK: DIE GESCHICHTE DER POLEROUTER NEU ERZÄHLT
Ein vielversprechendes Treffen
Die Autoren Andrew Willis und Mattia Mazzucchi lassen in ihrem Buch den Geist der Polerouter, eines legendären Zeitmessers von Universal Genève, mit zahlreichen Details wieder aufleben.
Als Andrew Willis Mattia Mazzucchi im Frühjahr 2019 in London traf, um ihm eine Vintage-Polerouter zu verkaufen, ahnte keiner der beiden, dass sich aus ihrer Begegnung eine Zusammenarbeit entwickeln würde. Auch die Ereignisse, welche ihre Verbindung und die Welt im Allgemeinen beeinflussen würden, waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht absehbar.
Die beiden in Grossbritannien ansässigen Aficionados von Universal Genève kauften und verkauften Uhren in einer Sammler-Community. Es war ihr drittes Treffen. Sie kannten einander bereits ein wenig, aber nicht allzu gut. Obwohl Willis im Finanzbereich tätig ist und Mazzucchi als Yacht-Designer arbeitet, ergänzten sich ihre beruflichen Ziele, auch wenn sie nicht unbedingt aus sich überlappenden Welten stammten.
Zusammengebracht hat sie die Zugehörigkeit zu einer Community von Uhrenenthusiasten, und insbesondere die Begeisterung für Universal Genève. Ohne die Zeitmesser, die sie so gerne an ihren Handgelenken trugen, wären sie einander womöglich nie begegnet.
Willis erinnerte sich an dieses viel verheissende Treffen. Beim Überreichen der Polerouter, die er Mazzucchi verkaufen wollte, sagte er laut eigener Aussage Folgendes: «Ich machte eine Bemerkung wie: ‹Eigentlich schade, denn ich wollte sie in mein Buch aufnehmen›.»
Mazzucchi gestand, dass einer der Gründe, warum er Willis an diesem Tag treffen wollte, war, dass er das Schreiben eines gemeinsamen Buches vorschlagen wollte.
«Für einen Zufall war das zu viel», sagte Willis.
Inspiriert von Gérald Genta
So begann eine vierjährige Odyssee, um den perfekten Bildband über die Polerouter zu gestalten – einen legendären Zeitmesser von Universal Genève, der laut Mazzucchi auch die erste Uhr war, die er je für sich selbst gekauft hatte.
Ihr Buch, The Polerouter, ist eine Hommage an die Uhr, die ursprünglich für Scandinavian Airlines System (SAS) für den allerersten transpolaren Flug von Kopenhagen nach Los Angeles am 15. November 1954 kreiert wurde.
Das Duo hat nie nach einem Herausgeber gesucht, um keine Abstriche bei der Qualität des Buches machen zu müssen. Es ist die Art von Einstellung und kreativem Schaffensdrang, welche dem visionären Designer der Polerouter, Gérald Genta, gefallen hätte.
Das Ergebnis ist so akribisch und methodisch wie die beiden selbst, sowohl hinsichtlich der Anzahl der Quellen als auch in Bezug auf die Designer-Hintergründe der insgesamt 120 Uhren. Damit wird auch ihren unterschiedlichen beruflichen Interessen Rechnung getragen.
«Ein Covid-Projekt»
Was die beiden zu Beginn ihrer Zusammenarbeit nicht erwartet hatten, war die weltweite Pandemie, die grosse Teile der Welt und ihre Pläne vorübergehend zum Stillstand brachte. Die Bemühungen, um dieses einzigartige Buch zu kreieren, entfalteten sich grossteils in den Monaten und Jahren der Covid-19-Pandemie. Es war eine Zeit, in der das Reisen verboten war und persönliche Treffen nicht nur eine Seltenheit, sondern auch ein gesundheitliches Risiko darstellten, besonders in den Monaten vor der Bereitstellung eines Impfstoffs.
Doch den beiden erleichterte die Pandemie die Arbeit am Projekt, da sie dadurch die Zeit hatten, um sich endlich ohne Ablenkungen ihrer Leidenschaft zu widmen. «Wir verbrachten täglich Stunden damit, uns Uhren anzusehen», sagte Willis.
Der analytisch veranlagte Willis nutzte die Gelegenheit, um die komplette Polerouter-Kollektion zu katalogisieren. Er machte sich daran, Referenznummern mit ursprünglichen Uhren in Verbindung zu bringen, um die Lücken in der Geschichte und im Wissen durch Zahlen zu schliessen. Er bezeichnet sich selbst als «eine Art Komplettisten», der besessen davon wurde, Referenznummern zu entschlüsseln.
Er verbrachte Monate damit, sich zu fragen: «Was bedeuten all diese Nummern? Und warum ist diese Referenz anders als jene?» Seine finale Schlussfolgerung ergab sich aus seiner Hypothese. «Ich dachte, dass wir das Ganze katalogisieren könnten – und genau das haben wir geschafft.»
«WIR VERBRACHTEN TÄGLICH STUNDEN DAMIT, UNS UHREN ANZUSEHEN.»
ANDREW WILLIS
Währenddessen nutzte Mazzucchi seine Erfahrung im Yacht-Design, um die mehr als 100 luxuriösen Hintergrundmaterialien zu erhalten, vor denen die beiden die Uhren fotografierten. Mazzucchi bemerkte, dass einige dieser Texturen «für besondere Möbelstücke verwendet wurden.»
Mazzucchi gestaltete den Stoffeinband mit drei kreisförmigen Linien – eine Hommage an die Polerouter und ihre markante Innenlünette, die zugleich an eine Vintage-Filmspule erinnert. Es ist ein bewegendes und passendes Design für eine Zeit, in der wir alle Gefangene der Zeit waren.
«Ich denke, dass wir geradesehr schnell vergessen, was wir alle durchgemacht haben. Und das, was das Projekt ermöglicht hat, war am Ende die Zeit, die aufgrund der Pandemie zur Verfügung stand», merkte Mazzucchi sehnsüchtig an.
Die Welt kehrt zur Normalität zurück und ein Kapitel wird geschlossen
Die Sammler-Community stellte ihre Zeitmesser für die Fotos zum Buch gerne zur Verfügung, besonders, da sich die Menschen nach so langer Zeit wieder nach einem Sozialleben sehnten.
Während einer Reise nach New York wurden Willis und Mazzucchi vom Händler Analog:Shift empfangen. Gemeinsam organisierten sie einen Event, zu dem Polerouter-Fans eingeladen wurden, um ihre Uhren ins Buch aufnehmen zu lassen.
Willis erinnerte sich: «Jemand brachte einen ganzen Schuhkarton.»
Es gab auch Reisen nach Brüssel, Paris, Genf und Mailand, bei denen das Duo wieder von der Grosszügigkeit der Sammler-Community profitierte. Ein Sammler brachte aus Tokio die japanischen Werbeanzeigen mit, die im Buch zu sehen sind.
Auch wenn sich in den vergangenen fünf Jahren vieles geändert hat, sind Willis und Mazzucchi sowohl für die unzähligen Beiträge der Community als auch für ihre eigene Zusammenarbeit und Freundschaft dankbar. Was das Buch angeht, so mussten die beiden Perfektionisten letzten Endes einen Schlussstrich ziehen und es der Welt präsentieren. Das Revival von Universal Genève war eine Entwicklung, die zufälligerweise mit der Veröffentlichung des Buches 2023 zusammenfiel.
«Wir haben uns Zeit gelassen, um es zur richtigen Zeit herauszubringen», sagte Mazzucchi. «Genau als wir das Gefühl hatten: Ja, nun ist es fertig.»
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Um das Polerouter-Buch zum Jubiläumspreis von £ 150 zu erwerben, besuchen Sie bitte thepolerouter.com
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