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RAOUL PERRET: VON DER KRISE ZUM «UHREN-COUTURIER»

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Führungsstärke, Innovation und Kreativität

Raoul Perrets bemerkenswerte Führungsqualitäten, sein Innovationsgeist und seine Kreativität haben zur Schöpfung zeitloser und eleganter Uhren geführt und Universal Genève einen Platz in den Geschichtsbüchern gesichert.   
 
Obwohl Raoul Perret wahrscheinlich bereits bei Descombes & Perret, dem Uhrenunternehmen, das sein Vater 1894 mitbegründete und später als Universal Genève bekannt wurde, tätig war, trat er offiziell erst 1923 dem Unternehmen bei. Perret brachte frischen Wind und jugendliche Energie in die Uhrmacherkunst ein.
 
Laut einem Interview von 1963 im Uhrenmagazin Europa Star war Perret ein Liebhaber der Kunst und Ästhetik. Eine besondere Vorliebe hatte er für die französischen Impressionisten und die Pompadour-Ära. Nach eigener Aussage war jedoch die Zeit, in der er selbst lebte, die faszinierendste. In der Veröffentlichung wurden ihm zahlreiche technische und gestalterische Innovationen zugeschrieben, die massgeblich zum Erfolg der Marke beigetragen haben. In den 1960er-Jahren war Universal Genève bereits einer der grössten Schweizer Uhrenhersteller und bediente Kunden weltweit.

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Perrets Vision führt zum Erfolg

Blicken wir zurück auf das Jahr 1932, in dem Perret zum Direktor ernannt wurde und darauf seine visionären Ideen umsetzen konnte. In der Überzeugung, dass eine Krise auch eine Chance sein kann, übernahm er das Ruder in einer Zeit, in der die Schweizer Uhrenindustrie mit den Folgen der Weltwirtschaftskrise zu kämpfen hatte.
 
Die Branche musste sich anpassen, um zu überleben. Es wurden nationale Statuten geschaffen. Nach diesen mussten Uhrenunternehmen entscheiden, ob sie als Manufaktur tätig sein und ihre eigenen Uhrwerke von Grund auf herstellen wollten oder ob sie die Rohwerke, sogenannte ébauches, von anderen Uhrenunternehmen beziehen wollten. 

FÜR PERRET WAR DIE ENTSCHEIDUNG KLAR. AUCH WENN DAS RISIKO HÖHER WAR, HIELT ER ES FÜR UNERLÄSSLICH, EINE VOLLWERTIGE MANUFAKTUR ZU SEIN, DIE ZEITMESSER IN „GENFER QUALITÄT“ HERSTELLT.

Um die Produktionsmöglichkeiten auch für die Zukunft zu sichern, arbeitete er mit den Manufakturen Zenith und Martel Watch zusammen. 1935 wurde er Mitglied im Verwaltungsrat von Zenith und 1942 Präsident des Verwaltungsrates bei Martel. Über Jahre leitete er alle drei Unternehmen.  
 
Perret sollte mit seiner Entscheidung Recht behalten. Die Welt bekam nicht genug von den Zeitmessern, die in der 1932 von Perret gegründeten Designabteilung kreiert wurden. Es war Universals erster Schritt auf dem Weg, der dem Unternehmen drei Jahrzehnte später den Slogan «Le Couturier de la Montre» einbrachte.

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Eine neue Ära für Universal

Perret beschloss, sich auf anspruchsvolle, dezente Luxuszeitmesser zu konzentrieren, die sich später einen Platz unter den berühmtesten Chronographen sichern sollten. 1935 wurde die Compur lanciert, der erste Chronograph des Unternehmens mit zwei Drückern. (Damit war Universal – neben Breitling und Angelus – eines der ersten Unternehmen, die das Doppeldrücker-Design einsetzten.) In diesem Jahr erschien auch erstmals der Schriftzug «Universal Watch Genève» auf den Zifferblättern, obwohl es weitere fünf Jahre dauern sollte, bis das Unternehmen seinen Namen zu Manufacture des montres Universal, Perret & Berthoud SA änderte.
 
Dank der laut vielen Fachleuten sowie Sammlerinnen und Sammlern «höchsten Qualität, die in industriellem Massstab hergestellt werden konnte», und dank eines innovativen und konsequenten Marketings expandierte das Unternehmen schnell auf dem amerikanischen Kontinent. Auch in wichtigen europäischen Märkten wie Frankreich, Deutschland und Grossbritannien wurde das Unternehmen erfolgreicher. 1936 begrüssten all diese Märkte die Compax mit offenen Armen. Sie war einer der beliebtesten Chronographen von Universal, der Ereignisse bis zu 12 Stunden lang bis auf die Fünftelsekunde genau messen konnte.
 
Um der steigenden weltweiten Nachfrage gerecht zu werden, baute Universal seinen bestehenden Standort bald auf der zentral gelegenen Genfer Rue du Rhône aus. Zudem wurde 1941 eine neue Fabrik 130 Kilometer weiter in Les Ponts-de-Martel errichtet. In dieser Fabrik wurde 1944 die Tri-Compax produziert, ein Vollkalender-Chronograph, der zu Ehren des 50-jährigen Unternehmensjubiläums entwickelt wurde.

BEMERKENSWERTERWEISE WURDE DIESE UHR AUCH VON US-PRÄSIDENT HARRY S. TRUMAN BEI DER POTSDAMER KONFERENZ GETRAGEN, AUF DER DIE ALLIIERTEN ÜBER DIE NACHKRIEGSORDNUNG IN EUROPA BERIETEN.

Diese Chronographen blieben über Jahrzehnte im Katalog von Universal Genève und wurden mehrfach überarbeitet, damit sie ihren zeitgemässen Charakter behielten.

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Designs für das Jet-Zeitalter

Perret war laut eigenen Angaben stets auf dem Laufenden, was neue Trends in Mode, Inneneinrichtung und Architektur betraf. Und so wagte er zehn Jahre nach Kriegsende eine Zusammenarbeit mit dem 23-jährigen Nachwuchsdesigner Gérald Genta. Dieser damals noch junge Designer sollte die Entwicklung der Uhrmacherkunst für immer verändern, indem er Uhren wie die Nautilus und die Royal Oak entwarf. Seinen Durchbruch hatte er jedoch 1954 mit der Universal Genève Polerouter.
 
Die Polerouter, ursprünglich Polarouter genannt, war der offizielle Zeitmesser der neu eingeführten transpolaren Flüge von Scandinavian Airlines. Ihr dezenter Stil und ihre mühelose Eleganz fangen den Optimismus der damaligen Zeit perfekt ein. Es hat eine gewisse Ironie, dass Perret – trotz des Erfolgs der Polerouter – Europa Star einst mitteilte, dass ihn die Luftfahrt gänzlich kalt lasse und er sie für die am wenigsten poetische aller Reiseformen halte.
 
Die Polerouter spielte eine zentrale Rolle in Universals Entscheidung, ein Jahr später eine weitere Manufaktur in Carouge ausserhalb von Genf zu bauen. Perrets Interesse für

Architektur wurde deutlich, als er eine hochmoderne Fabrik mit einer zu 60 % aus Glas bestehenden Fassade in Auftrag gab. Dieses Gebäude bot optimale Lichtverhältnisse und wurde auf einer Betonplatte errichtet, um Vibrationen zu minimieren. Zudem wurde es mit schallisolierten Prüfräumen ausgestattet.

Der Uhren-Couturier

Durch die enge Zusammenarbeit mit Perret gewann die Designabteilung in den 1960er-Jahren zunehmend an Bedeutung. In diesem Jahrzehnt produzierte Universal preisgekrönte Kunst- und Schmuckuhren. Damals wurde auch der Slogan «Le Couturier de la Montre» geboren, der ab 1963 in der Werbung verwendet wurde.

PERRET BLIEB BIS 1971 BEI UNIVERSAL UND HINTERLIESS EIN BLEIBENDES ERBE AN IKONISCHEN MODELLEN.

Bemerkenswerte Uhren, die er gegen Ende seiner Karriere schuf, umfassen eine ultradünne elliptische Uhr von 1965 – drei Jahre vor der Einführung ähnlicher Modelle durch andere Marken – und die Golden Shadow mit «Kissen-Gehäuse» von 1966. Mit der Übernahme von Universal Genève durch Bulova im Jahr 1965 wagte das Unternehmen auch einen Vorstoss in den Bereich der elektronischen Uhren.

Perret starb im Jahr 1973. Bedauerlicherweise wurde damals wenig über ihn geschrieben. Neben seiner Rolle an der Spitze von Universal Genève war er auch Vizepräsident des Schweizerischen Uhrenverbands, Präsident der Vereinigung der Genfer, Waadtländer und Walliser Uhrenhersteller, Mitglied des Organisationskomitees der Basler Messe sowie Gründer und Präsident von «Montres et Bijoux de Genève», einer Messe, die sich auf stilvolle Luxusuhren spezialisiert hatte. 

Während über das aussergewöhnliche Leben von Raoul Perret bis heute wenig bekannt ist, kann eines mit Sicherheit gesagt werden: Die Uhren, welche während seiner 40 Jahre bei Universal Genève entstanden, sind der Inbegriff anspruchsvoller Uhrmacherkunst.

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