EINE MANUFAKTUR, DIE IHRER ZEIT VORAUS IST
Eine neue Ära einläuten
Die Manufaktur Carouge von Universal Genève hat die Uhrmacherei mit einem ultramodernen Design, nahtloser Effizienz und einem Schwerpunkt auf dem Wohlbefinden der Arbeiter neu ausgerichtet. Entdecken Sie, wie dieser Meilenstein einen neuen Standard in der Uhrmacherei gesetzt hat.
Am 28. April 1956 weihte Universal Genève in Anwesenheit zahlreicher Würdenträger und Prominenter aus Genf und der Welt der Uhrmacherei die neue Manufaktur in Carouge offiziell ein. Das markante Gebäude Midcentury-Stil lag auf der anderen Seite der Arve in Genf, abseits des städtischen Trubels, und setzte mit seinen drei Stockwerken mit doppelhohen Fenstern, seinen klaren Linien und seinem zukunftsweisenden Fokus auf Ergonomie ein mutiges Zeichen. An der Aussenfassade des Gebäudes befand sich eine eindrucksvolle, von einem Quarzsystem gesteuerte Hauptuhr, die die exakte Zeit in den Werkstätten anzeigte – ein Symbol für die Präzision des Betriebs.
Ironischerweise sollte dieselbe Technologie die grösste Existenzkrise der Schweizer Uhrenindustrie zur Folge haben. Doch an jenem Festtag lagen solche Sorgen noch Jahrzehnte in der Zukunft. Raoul Perret, charismatischer Leiter von Universal Genève von 1932 bis 1971, führte das glamouröse Publikum mit Erzählungen aus der Geschichte der Marke durch die Veranstaltung. Er führte die Gäste durch die hochmoderne Anlage und bezeichnete die neue Manufaktur nicht nur als Gebäude, sondern als Startpunkt für die Zukunft von Universal Genève. Abgesehen von seiner Schönheit – die er als Spiegelbild der dort gefertigten Uhren beschrieb – handelte es sich um einen Ort, an dem Ideen umgesetzt wurden, und an dem Design, Technik und Handwerkskunst Hand in Hand gingen.

Eine Antwort auf die weltweite Nachfrage
Die neue Anlage war notwendig, um mit der anhaltenden internationalen Expansion der Marke Schritt halten zu können. Aufgrund des Wachstums wichtiger Märkte wie der USA und Südamerika war Universal Genève zur Erhöhung der Produktionskapazitäten gezwungen. Ausserdem benötigte das Unternehmen grössere Räumlichkeiten für sein umfangreiches Aftersales-Angebot, mit dem die Wartung aller Uhren gewährleistet werden sollte. Schliesslich war die von Gérald Genta entworfene Polarouter (die im folgenden Jahr in Polerouter umbenannt wurde) bereits ein Erfolg und sollte eine der ersten dort gefertigten Uhren sein.
Die damalige Presse bezeichnete die Manufaktur in Carouge als „einen wahren Palast der Uhrmacherkunst, der sich hinter einer mit Quadersteinen verkleideten Fassade verbirgt“. Sehr zum Wohlgefallen von Perret, einem Architekturliebhaber, der einmal behauptete, er sei „ständig in Kontakt mit allem, was über Mode, Inneneinrichtung und Architektur veröffentlicht wird“. Vermutlich war er es, der sich für die Zusammenarbeit mit dem modernistischen Architekten Paul-André Davoine entschieden hatte, der zuvor die Manufaktur Zodiac in Le Locle konzipiert hatte.
Die weitläufige Fassade bestand zu 60 Prozent aus Fenstern – grossen, verglasten Erkern mit verstellbaren Jalousien, die eine optimale Beleuchtung für präzises Arbeiten gewährleisteten. Gleichzeitig ruhte der Maschinenpark auf einer Betonplatte, die mit Pfeilern im Boden verankert war, um Erschütterungen zu vermeiden und so eine stabile Umgebung für hochmoderne Maschinen zu schaffen, die Präzisionsarbeiten bis auf den Tausendstel Millimeter genau ausführen konnten. Viele Maschinen verfügten über selbstkorrigierende Systeme – „veritable elektronische Gehirne“ – und waren mit Staub- und Schmutzentfernern ausgestattet, um die höchste Qualität zu gewährleisten.
AN DER AUSSENFASSADE DES GEBÄUDES BEFAND SICH EINE EINDRUCKSVOLLE, VON EINEM QUARZSYSTEM GESTEUERTE HAUPTUHR, DIE DIE EXAKTE ZEIT IN DEN WERKSTÄTTEN ANZEIGTE – EIN SYMBOL FÜR DIE PRÄZISION DES BETRIEBS.


Arbeitsplätze der Zukunft
Damals standen auch die Arbeitsbedingungen auf dem Prüfstand. Als Antwort schaffte Universal ergonomische Arbeitsplätze mit verstellbaren Armlehnen für optimale Arbeitspositionen. Viermal am Tag wurde am Arbeitsplatz Musik gespielt, die die Ermüdung der Arbeiter verringern und ihnen helfen sollte, die hohen Anforderungen der mikromechanischen Fertigung zu erfüllen. Universal führte ausserdem ein strenges Qualitätskontrollsystem ein, bei dem ein Sechstel der Arbeiter für die 250 Qualitätskontrollschritte zuständig war, die jede Uhr durchlief, bevor sie die Manufaktur verliess.
Die Manufaktur Carouge wurde in einem Jahrzehnt der Transformation für Universal Genève eröffnet. Als die manuellen Chronographen – einst das Markenzeichen des Unternehmens – aufgrund des Komforts der automatischen Uhren mit Selbstaufzug an Beliebtheit verloren, favorisierten viele Verbraucher diese einfacheren Modelle. Da der automatische Chronograph noch über ein Jahrzehnt auf sich warten liess, konzentrierte sich Universal auf Innovationen wie das Microtor, das flachste Automatikwerk der Welt, mit dem 1958 viele seiner Dreiregister-Modelle ausgestattet wurden.
In den 1960er Jahren expandierte Universal Genève in den Bereich der Kunst- und Schmuckuhren und führte 1963 den Slogan „Le Couturier de la Montre“ (Couturier der Uhrmacherkunst) ein. Viele dieser Kreationen entstanden unter der Leitung von Raoul Haas, der ab den späten 1950er Jahren die Designabteilung führte. Universal Genève behielt seinen Sitz im Stadtzentrum an der Rue du Rhône bei, der zu einem prestigeträchtigen Ausstellungsraum für die Lancierung neuer Modelle wurde. Später in diesem Jahrzehnt wurde auch die Fertigung elektronischer Uhren aufgenommen.

Ein Ort der Magie
Die Manufaktur in Carouge spielte weiterhin eine wichtige Rolle für die Geschäftstätigkeit von Universal Genève und wurde 1973 weiter ausgebaut. Jedoch wurde die Marke von der Quarzkrise schwer getroffen, weshalb die Fertigung von Uhrwerken im Jahr 1982 eingestellt und die Gebäude verkauft wurden.
Dank der hohen Standards der Manufaktur Carouge sind die Vintage-Uhren von Universal Genève nach wie vor beliebte Sammlerstücke – da in dieser die mechanische Magie der vielen ikonischen Uhren der Marke zum Leben erweckt und der Slogan Le Couturier de la Montre geprägt wurde.
Mehr als eine Manufaktur: Hier wurden Ideen, Design und Handwerkskunst unter einem Dach vereint – eine seltene Harmonie, die Universal Genève noch heute auszeichnet.
Neuen Kommentar hinzufügen