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ZEIT IN FARBEN

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Colorful PolerouterCover

Präzisionspalette

Die Polerouter von Universal Genève wurde als Präzisionsinstrument für Piloten entwickelt, das den magnetischen Bedingungen am Nordpol standhalten konnte. Doch schon bald wurde das Original auch zur Farbleinwand und zeigte, dass Universal Genève und seine Partner Pioniere in Sachen farbenfrohe Zifferblätter waren. 

 

Blaue Zifferblätter für Uhren gibt es bereits seit den 1600er-Jahren. Zu verdanken haben wir das der Emaillierung, einer Juwelierdisziplin, die sich sehr gut zur Gestaltung von Zeitmessern eignete, vor allem solchen, die auf Astronomie basierten und Mondphasen und andere stellare Erfindungen nutzten, um den Nachthimmel darzustellen.  

 

Auch Grün und Türkis gehörten zu den Farben, die dank der Emaillierung schon früh auf Zifferblätter kamen, ein Prozess, bei dem in mehreren Brenngängen in glühend heissen Öfen Glasstaub auf metallische Flächen aufgebracht wurde. In den 1950er-Jahren kamen lackierte und galvanisierte Blau- und Grüntöne auf, und Universal Genève gehörte mit seinen Zifferblätter herstellenden Partnern zu den ersten Verwendern. Richtigen Schwung erhielten diese Farben dann in den 1960er- und 1970-er-Jahren, einer experimentellen Epoche, in der auch Zifferblätter aus Stein wie blauem Lapislazuli, grünem Malachit und goldbraunem Tigerauge auf den Markt kamen.

 

Wenn man sich die damaligen Uhren ansieht, muss man auch daran denken, dass die Bewahrung des Originalzustands (oder in der Uhrensprache: der «Originalität») nicht an oberster Stelle stand, so wie es heute bei den meisten Sammlern der Fall ist. Auf dem Markt wurden Test-Zifferblätter, Prototypen und andere Nichtproduktionsmaterialien angeboten, was Uhrenbesitzer ansprach, die etwas anderes wollten oder einfach ein Ersatzteil für ihre Alltagsuhr brauchten.

 

«Uhren mit solchen farbigen Zifferblättern vom Ersatzteilmarkt können einzigartig sein und sehen grossartig aus. Aus Auktionssicht sind sie aber meistens weniger interessant als werksneue Uhren», erläutert Mikael Wallhagen, European Head of Watches bei Sotheby’s. Wallhagen weiss aber auch, dass einige Sammler nichts gegen nachträgliche Anpassungen haben, und verweist dabei insbesondere auf einen der Hauptlieferanten, die Universal Genève mit verschiedensten Zifferblättern ausstatten: Stern Frères. «Sie sind der König des Zifferblatts!», schwärmt er. 

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Colorful-PolerouterBlue

Lapis ohne Lapis

Dies ist eine seltene blitzblaue Polerouter aus Stahl aus den späten 1960er-Jahren. Ihr nuanciertes Zifferblatt hat den Beinamen «Lapis», hat aber tatsächlich nichts mit dem Pyrit-gesprenkelten Halbedelstein zu tun. Nein, das blaue Zifferblatt mit dem psychedelischen Nachthimmel und den hellblauen Punkten, umgeben von gelben Indizes, wurde wahrscheinlich durch Glasemaille gefertigt. Die Sternenpunkte könnten auch als Zeichen der Zeit gesehen werden, denn damals war der Wettlauf ins All in aller Munde und fand seinen Weg auch in jeden Bereich von Kunst und Design.

 

Diese Uhr ist der tickende Beweis: Je mehr man sich mit der Polerouter beschäftigt, umso mehr findet man da draussen. Ihr Hintergrund allerdings gibt Rätsel auf, da das Zifferblatt bisher noch nicht in den Archiven von Universal Genève gefunden wurde. Und was sie noch einzigartiger macht: Jedes bisher aufgetauchte Zifferblatt hat sein ganz eigenes gesprenkeltes Muster. Diese Uhr könnte ein Prototyp sein, der nie in Serie gegangen ist. Es könnte sich auch um ein ausgewechseltes Zifferblatt handeln, das von der Genfer Zentrale nicht genehmigt wurde, oder aber ein Uhrmacher hatte ein Zifferblatt nachgerüstet, ein Service, den in den 1960er-Jahren viele Marken anboten. Wie der Besitzer es formulierte: «Den Leuten damals war Originalität nicht so wichtig.» Wenn man sich aber als Sammler für Farben und Raritäten begeistert, erfüllt dieser Zeitmesser alle Kriterien. 

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Es grünt so grün

Schon bald nach der Lancierung 1954 wurde die Polerouter-Kollektion immer mehr künstlerisch erschlossen, wie an diesem eleganten 35-mm-Modell mit Evergreen-Zifferblatt aus dem Jahr 1969 zu sehen ist. Hier ist die ursprüngliche Konstruktion aus Innen- und Aussenlünette einer Weniger-ist-mehr-Ausführung gewichen. Das leicht konkave, glänzend lackierte grüne Zifferblatt wird von Diamantindizes eingerahmt, bis auf 3 Uhr, wo ein eher robustes metallisches Viereck das Datumsfenster bildet.  

 

Damals wäre lackiertes Waldgrün eher eine seltene Farbwahl gewesen, was zeigt, dass Universal Genève Vorreiter dieser Technik war, die zusammen mit der Galvanisierung (der Beschichtung von Metalloberflächen mithilfe von elektrischem Strom) einige Jahre später eine verbreitete Alternative zur Emaillierung werden sollte.

 

Das tiefe Grün dieses Zifferblatts harmoniert mit seiner Weniger-ist-mehr-Umgebung. Gehäuse und Armband sind aus Weissgold gefertigt, so dass dieses Stück perfekt die edle Eleganz der 1960er-Jahre verkörpert. Das Armband, das sich geschmeidig um das Handgelenk legt, macht das Modell zur begehrten Kombination aus Schlichtheit und Klasse. Und auch hier erlebt man eine Überraschung, wenn man die Uhr umdreht und eine extrem aufwändige Konstruktion aus gelötetem Golddraht zur Stützung des schlangengleichen Armbands zu Gesicht bekommt.  

 

Bei dieser luxuriösen, seltenen und möglicherweise sogar einmaligen Ausführung in Weissgold überrascht es nicht, dass die Krone schlicht gehalten und nicht verschraubt ist, da Wasserdichtigkeit bei einer solchen Uhr nicht an erster Stelle stand. Die diskrete Krone ist auch ein Signal für Kenner von Universal Genève, da die Golduhren normalerweise eine kleinere Krone haben als die Stahluhren. Dennoch ist sie gross genug, um Platz für das charakteristische «U» von Universal Genève zu bieten. 

IN DEN 1950ER-JAHREN KAMEN LACKIERTE UND GALVANISIERTE BLAU- UND GRÜNTÖNE AUF, UND UNIVERSAL GENÈVE GEHÖRTE MIT SEINEN ZIFFERBLÄTTER HERSTELLENDEN PARTNERN ZU DEN ERSTEN VERWENDERN. 

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Colorful-PolerouterGold

Schwarzmalerei

Wenn man auf Gold setzt, ist der eine oder andere Farbtupfer hilfreich, um perfekte Ablesbarkeit zu garantieren. Diese SAS-Polerouter aus den späten 1950er-Jahren, ausgestattet mit dem berühmten Microtor-Uhrwerk, das ab 1958 verwendet wurde, war nicht für Piloten bestimmt. Vielmehr handelte es sich um ein Modell aus einer Reihe von Luxuseditionen, die auf Sonderbestellung hauptsächlich für die Führungsebene von SAS angefertigt wurden. Damals waren gemeinsame Editionen von SAS und Universal Genève nicht öffentlich verfügbar.  

 

Als diese opulente Uhr die Manufaktur von Universal Genève in Carouge verliess, hatte sie alles, wovon Goldliebhaber träumen konnten: ein Goldgehäuse, ein vergoldetes Zifferblatt und goldene Dauphine-Zeiger. Aber ganz ehrlich: Gold auf Gold auf Gold ist nicht ganz optimal, wenn eine Uhr auf einen Blick ablesbar sein soll. Und so brachte der pragmatische Besitzer seine geliebte Polerouter zu einem Uhrmacher und bat ihn darum, die Stunden- und Minutenzeiger schwarz zu lackieren. Und siehe da! Plötzlich konnte er sehen, wie viel Uhr es war, und die schwarzen Zeiger stellten eine perfekte Verbindung zum schwarzen Lederarmband her.  

 

«Zu solchen Änderungen kam es recht häufig, aber nur selten mit einem so schönen Ergebnis wie bei dieser Polerouter», sagt Fred Mandelbaum, Historiker von Universal Genève, über die «gemoddete» Uhr.  

 

Einen noch höheren Seltenheitswert erhält dieses Stück dadurch, dass das äussere Zifferblatt im Vergleich zu den meisten Poleroutern umgekehrt gestaltet ist. Hier sind die Indizes eingeprägt, während der Rest auf Hochglanz gebürstet ist. Normalerweise ist es genau andersherum: Glatte Indizes werden von hauchdünnen guillochierten Linien gesäumt.  

 

Letzteres ist auch bei der SAS-Polerouter-Jubiläumsuhr von Universal Genève der Fall, die am 15. November 2024 anlässlich des 70. Jubiläums der Uhr und ihres Debüts an Bord des ersten kommerziellen transpolaren Fluges herausgegeben wurde. Dieses einzigartige Stück zeichnet sich durch ein Gehäuse aus Weissgold und ein aufwändiges Armband aus, selbstverständlich farblich ergänzt durch ein tiefblaues Zifferblatt, das vom charakteristischen SAS-Farbton inspiriert ist. Während heute die moderne Galvanisierung diese Farbgebung erzielt, setzt sie zugleich die jahrhundertealte Tradition fort, Farben als künstlerische Ausdrucksform zu verwenden – und zeigt, dass die Farbpalette von Universal Genève so lebendig ist wie eh und je. 

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