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DIE POLEROUTER UND DER ERSTE TRANSPOLARFLUG

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Navigieren im Polargebiet

1954 eröffnete dieScandinavian Airlines eine neue Flugroute über den Nordpol. Die Reisezeit zwischen den USA und Skandinavien verkürzte sich damit drastisch. Die exotische Route, die sich bei Prominenten und Staatsoberhäuptern rasch zur beliebten Reisestrecke entwickelte, ist eng verbunden mit der Geschichte der Polerouter, eines der berühmtesten Modelle von Universal Genève, das sich auf ewig einen Platz im Herzen der Sammler sicherte. 

 

Spoileralarm an alle Flat-Earthers: Dieser Artikel basiert auf der Tatsache, dass die Erde rund ist und man deshalb manchmal nach Norden reisen sollte, wenn man eigentlich nach Westen will. Dass die kürzeste Route zwischen Skandinavien und Los Angeles über den magnetischen Nordpol führt, ist kein Geheimnis für alle, die wissen, dass unser Planet eine Kugel ist.  

 

Bereits in den 1920er-Jahren begann die U.S. Air Force über den Nordpol zu fliegen. Doch als die Scandinavian Airlines System (SAS) in den frühen 1950er-Jahren eine Passagierflugroute über den Nordpol einrichten wollte, sah sich die Airline mit so einigen technischen Herausforderungen konfrontiert. Nicht nur werden Magnetkompasse so nutzlos wie ein Schlag ins Wasser, sobald man sich dem Nordpol auf weniger als 1000 Kilometer nähert, sondern durch die Meridiankonvergenz wird es auch unmöglich, sich mithilfe von traditionellen Navigationsinstrumenten zu orientieren. 

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Eine originale SAS Polerouter.

Etwa zur selben Zeit fragte Scandinavian Airlines bei Universal Genève an, ob der Genfer Uhrmacher Interesse hätte, einen Zeitmesser zu entwickeln, um diese neue abenteuerliche Flugroute der kommerziellen Luftfahrt gebührend zu würdigen. 1954 mündete der Auftrag in der Lancierung einer Ikone, die wir als Polerouter kennen (und die zunächst als Polarouter an den Start ging), und die Welt lernte einen genialen jungen Uhrendesigner namens Gérald Genta kennen.

 

 

Bis heute ist die Polerouter eines der berühmtesten Modelle, die Universal Genève jemals produziert hat. Das Originaldesign von Genta war durch seine Dreidimensionalität unverkennbar: Bei der patentierten Lösung ist der äussere Metallring des Zifferblatts an der Lünette befestigt und schwebt über dem am Uhrwerk fixierten zentralen Zifferblatt. Dank dieser Ausführung war die Uhr wasser- und staubdicht. Ihrem Einsatzzweck entsprechend war sie ausserdem als stossfestes und antimagnetisches Modell konzipiert. All dies brachte die damalige Werbeanzeige von Universal Genève folgendermassen auf den Punkt: «Hält allen klimatischen Bedingungen stand – vom Pol bis zum Äquator.»  

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Ein Schaubild zeigt die einzigartige dreiteilige Zifferblattkonstruktion, die ineinander greift, «um Staub und Feuchtigkeit zu trotzen».

Ein Flug, der Zeit und Meilen spart

Gehen wir einmal zurück zu den Ereignissen, die zu diesem historischen Transpolarflug führten. Ende der 1940er-Jahre begann ein Team unter der Leitung von SAS-Navigator Einar Sverre Pedersen an Lösungen zu arbeiten, um die navigatorischen Herausforderungen einer Polüberquerung zu meistern. Mit der willkommenen Unterstützung der U.S. Air Force entwickelte das SAS-Team einen neuen Kartentyp namens SAS Polar Grid System, bei dem die Meridiane durch parallele Linien ersetzt wurden. Zugleich war dies auch eine Ära, die durch mehrere neue Erfindungen in der Luftfahrt geprägt wurde.  

 

Gemeinsam mit dem Unternehmen Bendix entwickelte SAS ein neues Gyro-System namens Polar Path Gyro, das die Navigation mithilfe eines vorgegebenen Sternes ermöglicht. Diese bahnbrechenden Systeme ersetzten die Meridianlinien durch parallele Linien, die es ermöglichten, trotz der Rotationsaspekte und Kursabweichungen, mit denen Piloten auf diesen Breitengraden üblicherweise zu kämpfen hatten, entlang einer geraden, absoluten Route zu navigieren. Natürlich gab es im Flugzeug Borduhren für Navigationszwecke, aber die Zuverlässigkeit und Präzision der Polerouter machten sie zu einer wertvollen – und stilvollen – Stütze.

 

Die SAS-Maschine hob am 15. November 1954 in Kopenhagen ab, um ihren Jungfernflug entlang der neuen Route nach Los Angeles zu absolvieren. Prominente Journalisten und drei skandinavische Ministerpräsidenten, Hans Hedtoft aus Dänemark, Tage Erlander aus Schweden und Oscar Torp aus Norwegen, gehörten zu den Passagieren der luxuriös ausgestatteten Douglas DC-6B. 

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Die SAS-Flüge nach Los Angeles und Kopenhagen entlang der Transpolarroute kommen fast gleichzeitig am jeweiligen Zielort an.

Gleichzeitig startete in Los Angeles ein Flug nach Kopenhagen, der von der SAS als «erste neue Route nach Europa seit 1000 Jahren» vermarktet wurde. Nach Zwischenstopps in Grönland und Kanada landeten die Flugzeuge mehr oder weniger zeitgleich. Der Flug nach Amerika landete mit nur drei Minuten Abweichung von der geschätzten Ankunftszeit.

 

Bei der Landung sollen die Ministerpräsidenten je eine Uhr erhalten haben. Zum Leidwesen der Historiker lassen sich hierfür in den Archiven keine Nachweise finden. Allerdings gibt es fotografische Belege dafür, dass SAS-Crewmitglieder die Uhren am Flughafen von Los Angeles trugen. Die Fotos sollten in einer der vielen SAS-Werbekampagnen für die neue Polarroute verwendet werden.  

 

Für die erste Serie wurden etwa 170 Stück produziert, von denen viele als Geschenk an SAS-Flugkapitäne gingen, ob sie nun über den Pol flogen oder nicht. Interessanterweise sind diese frühen Modelle leicht zu erkennen, da sie drei unverwechselbare Merkmale aufweisen: Die Zifferblätter sind mit dem SAS-Logo versehen, der Name auf dem Zifferblatt lautet Polarouter (also mit «a» statt «e»), und sie haben kein Datumsfenster.  

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Die Ministerpräsidenten (von links nach rechts) von Dänemark, Schweden und Norwegen gehörten zu den Passagieren des ersten kommerziellen Flugs über den Nordpol. 

Das Rebranding zu Polerouter erfolgte 1956. Zwei Jahre später erhielt die Polerouter mit dem sogenannten Bumper-Uhrwerk, bei dem der Rotor zwischen zwei Stossdämpfern oszilliert, ein grundlegendes mechanisches Upgrade. Dieses Werk wurde durch den bahnbrechenden «Microtor» ersetzt, eines der weltweit ersten Mikrorotorenwerke. Mit nur 4,1 mm Höhe gehörte der Microrotor damals zu den weltweit flachsten Automatikkalibern. Vor dem Upgrade war er auf einer französisch-schweizerischen Expedition nach Grönland gründlich auf seine Strapazierfähigkeit und Zuverlässigkeit getestet worden: Bei der Besteigung von zehn Gipfeln unter extremsten Bedingungen trugen die Expeditionsmitglieder vier Polerouter Uhren mit Mikrorotorenwerk. Nach ihrer Rückkehr waren an den Uhren fast keine Abweichungen festzustellen. 

Eine Ikone des Jetzeitalters kehrt zurück

Doch die Polarrouten-Ambitionen von SAS beschränkten sich nicht nur auf Amerika. Am 24. Februar 1957 weihte die Airline ihre nächste Polarroute ein – von Kopenhagen nach Tokio. Die Vorgehensweise bei diesem Jungfernflug war ähnlich wie 1954: Es gab zeitgleiche Starts in beiden Städten und mehrere Prominente an Bord, darunter der Prinz und die Prinzessin von Japan. Auch diese Route verkürzte die Reisezeit drastisch von 50 auf 32 Stunden.

 

Parallel zu dieser Entwicklung in der Luftfahrt durchlief auch die Polerouter eine Entwicklungsphase mit Modellen wie der Polerouter De Luxe in Gold und der Polerouter Date, die mit einem Datumsfenster ausgestattet war. Diese beiden Ausführungen waren nah am Original, erhielten aber später neue Gehäuse- und Zifferblattdesigns, darunter auch konkave Zifferblätter ohne eine an der Lünette fixierte zweite Zifferblattebene. Später wurde die Kollektion noch um eine Taucheruhr erweitert, die Polerouter Sub.  

 

Am 15. November 2024, zum 70. Jahrestag des ersten SAS-Polarflugs, hat Universal Genève nun drei neu gestaltete Polerouter präsentiert, die von den originalen Mikrorotorenwerken aus den 1960er-Jahren angetrieben werden. Sie sind der tickende Beweis, dass die Innovationen der Luftfahrt und Uhrmacherei der 1950er-Jahre bis heute eine Inspiration sind – rund um die Welt. 

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Die drei SAS Polerouter Jubiläumsuhren in Rotgold, Weissgold und Edelstahl.

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